FCI-Gruppe 6
Lauf- und Schweißhunde
FCI-Standard-Nr. 294
Rasseportrait Otterhound
Geschichte:
Der Ursprung dieser englischen Jagdhundrasse läßt sich nicht genau recherchieren.
Mutmaßungen zufolge vereinen sich im Otterhound Blutlinien von vollkommen ver-
scheidenden Rassestämmen wie Foxhound, Spaniel, Bulldog etc., auch französische
Griffons. Einige charakteristische Merkmale, z.B. die langen, fransig behaarten Be-
hänge und die Vorliebe des Otterhounds für Wasser, lassen auf Einkreuzungen von
Water Spaniels schließen.
In der Hauptsache hat sich der Otterhound wohl aus dem alten Southern Hound und
dem Bloodhound entwickelt.
Wie der Name besagt, wurde diese alte Jagdhundrasse speziell für die Jagd auf den
Fischotter gezüchtet. Die Rasse entstand höchstwahrscheinlich zwischen 1002 und
1024, also während der Regierungszeit von King Henry II of England, der den Titel
"Master of Otter Hounds" erfand und sich als solcher erstmals urkundlich registrieren
ließ.
In den Anfängen der Zucht war das Erscheinungsbild von Otterhound-Meuten alles
andere als homogen, denn hier tummelten sich sämtliche Hundetypen die es gab,
mit nur einer einzigen Gemeinsamkeit: die besondere Fähigkeit, den Fischotter
erfolgreich zu jagen. Später setzten sich Otterhound-Meuten aus reinen Otterhounds
und auch aus Mischlingen dieser und anderer Jagdhundrassen zusammen. Es gab
in Großbritannien überhaupt nur zwei Jagdmeuten, die aus rein gezüchteten Otter-
hounds bestanden, die "Dumfriesshire Pack" und die von "Kendal and District".
Von einer geregelten Otterhound-Zucht, aus der ein Hund hervorging, wie wir ihn
heute kennen, kann erst ab dem Ende des 19. Jh. die Rede sein.
Verwendung:
Der Otterhound ist berühmt für seine feine Nase und kann unter optimalen Be-
dingungen auch auf einer bis zu 36 Stunden alten Spur noch erfolgreich arbeiten.
Diese enorme Riechleistung ist das Erbe seiner Bloodhound-Vorfahren. Otterhound-
Meuten sind außerdem in der Lage, dem im Wasser schwimmenden Fischotter
mehrere Stunden lang zu folgen.
Heutzutage gilt ein europaweites Verbot für die Jagd auf den Fischotter, seit 1977
auch in Großbritannien. Der Otterhound wurde dadurch nicht arbeitslos, denn er
überzeugt auch auf anderen jagdlichen Gebieten - einzeln oder in der Meute -
durch hervorragende Leistungen, vor allem bei der Fährten- und Schweißarbeit.
Sein freundliches, geselliges Wesen, ohne jede Aggression, macht den Otterhound
zum idealen Familienmitglied. Ein liebenswerter Zottelriese, den man hierzulande
leider viel zu selten trifft.
Eigenschaften:
Wie die meisten Meutehunde haben auch Otterhounds ein intaktes Sozialverhalten,
sind niemals schlecht gelaunt oder aggressiv und ausgesprochen kinderlieb.
Dieser Hund verträgt auch mal einen Knuff, nimmt so leicht nichts übel, ist immer
bereit für neue Unternehmungen. "Null Bock auf Nix" kennt er nicht.
Für einen Laufhund - der Otterhound gehört als solcher zur FCI-Gruppe 6 - sollte
man sich nur entscheiden, wenn man ihm regelmäßig und viel Auslauf bieten kann.
Gemeint ist nicht nur das Hin- und Herlaufen im eigenen Garten, sondern vor allem
der tägliche lange Spaziergang. Als Einzelhund gehört der Otterhound auf keinen
Fall in den Zwinger. Den bei allen Hounds mehr oder weniger ausgeprägten Eigen-
sinn findet man auch beim Otterhound, der sich aber mit Verständnis und Konsequenz
sonst gut erziehen läßt. Die Intelligenz, das treue Wesen und der Einfallsreichtum
eines Otterhounds sind ganz sicher eine Bereicherung fürs Familienleben.
Besonderheiten:
Zur Freude von Hausfrauen sowie -männern ist der Otterhound ein Hund, der so
gut wie nicht haart. Sein Fell bringt allerdings von jedem Ausflug in Grüne etliche
"Souvenirs" mit nach Hause, nach der Nahrungsaufnahme muß der Bart gesäubert
werden. Ohren sind unbedingt regelmäßig zu kontrollieren und zu reinigen.
Reagiert stark auf Wildspuren und kann in Sekundenschnelle verschwunden sein.
Wasser ist sein Element! Ein Otterhound freut sich über jeden Tümpel und man
sollte ihm diesen Spaß gönnen, wann immer es möglich ist.
Barbara Seibel
FOTOGALERIE OTTERHOUND